Vaterschaftsurlaub? Zeit zum Umdenken
In der Debatte im Ständerat unterstützte ich weder die Initiative noch den Gegenvorschlag. Dies aber nicht, weil ich Vätern nach der Geburt keine Zeit mit ihrem Nachwuchs gönnen würde. Ich lehnte beide Vorschläge ab, weil ich sie nicht als zeitgemäss erachte, wir von Pflästerlipolitik wegkommen und anders zu denken beginnen müssen. Weil das Kinderhaben Aufgabe der Eltern und nicht ausschliesslich der Mutter ist. Und weil Frauen nicht einseitige finanzielle- und karrierebremsende Nachteile erleiden sollen. Darum muss die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf gesellschaftspolitischer Ebene für beide Elternteile gefördert werden. Dazu gehört meines Erachtens eine bezahlte Betreuungszeit nach einer Geburt für alle Lebensgemeinschaften, deren Ausgestaltung und Verteilung von den Partnern selber gewählt werden kann – und die den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedürfnissen Rechnung trägt.
Ob uns dies passt oder nicht – schon heute sind neue Modelle wie die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in der Vernehmlassung. Und später, gibt’s dann einen Homo-Ehe- einen Transgender-Urlaub, wenn diese Paare sich für ein Kind entscheiden? Sowohl die Initiative wie auch der Gegenvorschlag antizipieren die Entwicklungen in unserer Gesellschaft nicht und wären bereits veraltet, wenn sie in Kraft treten. Die Einführung einer „Elternzeit“ könnte dies verhindern und hat auf familien- und gesundheitspolitischer Ebene positive Auswirklungen. Und sie fördert die Gleichstellung von Mann und Frau, weil diese eigenverantwortlich entscheiden können. Gleichzeitig profitiert auch die Wirtschaft, da die Erwerbsquote der Frauen erhöht und dadurch dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden kann.
HANS WICKI, Ständerat NW
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